24. Mai 2017

Kommentar zu den Spiel des Jahres 2017 Nominierungen


Die Jury hat gesprochen. Der Verein Spiel des Jahres e.V. hat folgende Nominierungen bekannt gegeben:

„Spiel des Jahres 2017“ (roter Pöppel):

KINGDOMINO (Bruno Cathala / Pegasus Spiele)
MAGIC MAZE  (Kasper Lapp / Pegasus Spiele)
WETTLAUF NACH EL DORADO (Reiner Knizia / Ravensburger)

„Kennerspiel des Jahres 2017“ (Anthraziter Pöppel):

EXIT - DAS SPIEL (Inka und Markus Brand / Kosmos - Verlag)
RÄUBER DER NORDSEE  (Shem Philips / Schwerkraft)
TERRAFORMING MARS (Jacob Fryxelius / Schwerkraft)

„Kinderspiel des Jahres 2017“ (blauer Pöppel):

CAPTAIN SILVER von (Wolfgang Dirscherl und Manfred Reindl /  Queen Games)
DER MYSTERIÖSE WALD( (Carlo A. Rossi / HUCH! & friends)
ICE COOL (Brian Gomez /  Amigo-Spiele)

Einen wirklich außergewöhnlichen Jahrgang sehe ich in  2016/2017 in bezug auf Familienspiele eigentlich nicht, Nominiert sind mit King Domino, Magic Maze und Wettlauf nach El Dorado aber sicher schöne und unterhaltsame Spiele. Keins der Spiele bietet jedoch echte innovative Impulse, obwohl alle bereits bekannte und bewährte Elemente optimal anwenden. King Domino haucht dem Klassiker Domino, den es selbst in unzähligen Varianten gibt, neues Leben ein, indem ein wenig Carcassonne-Flair integriert wird. Magic Maze nutzt das RealTIme - Element ”Alle spielen gleichzeitig gegen die Uhr”, obwohl der Spielmechanismus (gleichzeitig spielen, aber nicht sprechen) sich tatsächlich ein wenig neu anfühlt und bei “Wettlauf nach El Dorado” finden wir den Deckbau Mechanismus wieder.

Für das Kennerspiel des Jahres ist erstmals eine ganz Spielreihe nominiert, von der es inzwischen sechs Teile gibt. Die Spieler müssen durch Lösen verschiedener Rätsel dem vorgegebenen Szenario entrinnen. Als Vorlage dienen die in vielen Städten entstandenen Escape Rooms. Dieses als Spielkonzept umzusetzen, ist in der Tat innovativ und zudem sehr spannend und unterhaltsam.  

Terraforming Mars indes spiegelt ein zeitgemässes Thema wieder, nämlich die Urbanisierung eines fremden Planeten. Das Spiel selbst wird mit Aktionskarten gespielt, deren Funktionen dafür sorgen, dass Energie, Bewässerung und Temperatur auf dem Planeten steigen. Das Spiel besticht durch die Vielfältigkeit der Wege, diese Ziele zu erreichen. Räuber der Nordsee erscheint mit seinem Wikinger- Einsetz - Mechanismus der klassische Vertreter des Bereichs Kennerspiel zu sein.

Beim Kinderspiel freue ich mich als Fan von Geschicklichkeitsspielen besonders über IceCool, das ein wirklich tolles Schachtelkonzept hat, mit dem es zu einer echten Wettkampfarena ausgebaut wird. “Captain Silver” und “Der magische Wald” liegen mir leider nicht vor und können daher nicht beurteilt werden. Erwähnt sei jedoch noch das etwas unscheinbare aber entzückende Kartenspiel "Sleeping Queens" auf der Kinderspiel-Empfehlungsliste.

Auf den roten und anthraziten Empfehlungslisten gibt es einige echte Überraschungen. Im Bereich Familienspiel freut es uns besonders für Shiftago vom kleinen Verlag Wiwa-Spiele. Überhaupt bietet die Empfehlungsliste einen guten Querschnitt verschiedener Genres: Fabelsaft hat ein Legacy-Element, Deja-Vu ist das Lege- und Suchspiel, Word SLam vertritt die populären Wortspiele, Klask die Geschicklichkeitsspiele. Dodelino kann man als klassisches Partyspiel einordnen und Tempel des Schreckens ein typisches Vielpersonen - Spiel.    

Die nächste Überraschung ist “Les Poilus” als bissiges Kartenspiel mit (Anti-)Kriegs- Thema, dass man schnell in der Menge der Neuerscheinungen hätte übersehen können. Dass es beim Kennerspiel eingeordnet ist, zeigt, dass es nicht gerade einen niedrigen Schwierigkeitsgrad hat. “Das Grimoire des Wahnsinns” vertritt das inzwischen etablierte Genre der kooperativen Spiele, während mit “Captain Sonar” ein weiteres, jedoch komplexeres  Realtime - Spiel empfohlen ist. Great Western Trail befindet sich erwartungsgemäß auch auf der Empfehlungsliste, dürfte aber eine zu hohe EInstiegshürde durch die vielen kleineren Spielbestandteile gehabt haben, um nominiert zu werden.

Alles in allem bin ich mit den Nominierungen und den Empfehlungen in allen Bereichen zufrieden. Man könnte etwas zynisch sagen, dass “mehr” in diesem Jahrgang einfach nicht drin steckte, aber nichtsdestotrotz gibt es ja auch hier einiges zu entdecken. Zudem sind genügend Impulse für zukünftige Spielentwicklungen enthalten. Wir haben sicher nicht das letzte Escape- Spiel gesehen, auch das Legacy Konzept ist bei Weitem noch nicht ausgereizt. Real-Time schimmert auch wieder deutlich durch, so dass hier mit weiteren Entwicklungen gerechnet werden kann.  

Achja, wenn ich das letzte Wort hätte, würden es wohl King Domino, Exit und IceCool werden.

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